Der in Lüttich lebende Mario Z. (64) und der Albaner Perparim S. (39) geben sich gegenseitig als derjenige aus, der den Maastrichter Händler Soufian Lahnstein im Dezember 2013 getötet hat. Beide sagten dies nacheinander vor dem Gericht in Roermond aus.
Es ist das erste Mal, dass Z. zu dem Mordfall am Wycker Maasufer aussagekräftig Stellung nimmt. Er sagt, er habe Lahnstein nicht getötet. "Wenn Sie nichts getan haben und unschuldig sind und die Angehörigen sich fragen, was passiert ist, warum sagen Sie dann erst jetzt aus?", wollte Staatsanwalt David van Kuppeveld von Z. "Auf Anraten meines Anwalts", antwortete Z.
S. hat zuvor erklärt, er sei am Tod Lanhsteins nicht schuldig. Er behauptet sogar, extra aus Albanien in die Niederlande gekommen zu sein, um auszusagen. Nach Ansicht von Van Kuppeveld sind die beiden Männer beide des Mordes an Lahnstein schuldig. Er kündigt an, dass er eine "zweistellige" Haftstrafe anstreben wird.
S. und Z. waren am Abend des 1. Dezember 2013 zusammen mit zwei anderen Personen von Lüttich nach Maastricht unterwegs, um Drogen für den Eigenbedarf oder zum Weiterverkauf mit geringem Gewinn zu kaufen. In Maastricht trennten sich Z. und S. von den beiden und verabredeten sich mit dem Dealer Lahnstein. Dieser holte die beiden in seinem Volvo-Kombi ab. Auf dem Weg dorthin kam es zu einem Streit über Heroin und Kokain.
Die Aussagen darüber, was damals geschah, variieren. Der nächste harte Beweis ist das Kameramaterial aus dem Oeverwal. Darauf ist zu sehen, wie Lahnstein mit einem schwarz-weiß gekleideten Mann in einen Streit gerät, der dann auf den Maastrichter schießt. Der Täter rennt weg, Lahnstein stolpert ihm hinterher, kommt aber nicht weit. Vor einer Fassade des Oeverwal bricht er zusammen.
Wer ist der Mann im schwarz-weißen Mantel auf dem Kamerabild, das auch auf der Opsporing Verzocht gezeigt wurde? Aufgrund des Alters, der Körperhaltung und des schweren Beins von Z. ist die wahrscheinlichste Antwort, dass es sich um S. handelt. Einer der Mitreisenden gab bei der Polizei an, dass er S. den schwarz-weißen Mantel geliehen habe.
Doch S. leugnet. Ein anderer Zeuge identifiziert Mario Z. ebenfalls als den Schützen. Es gibt weitere Aussagen, die sich widersprechen. Sicher ist, dass Z. in seiner Wohnung in Lüttich einen Colt .45 besaß, der vermutlich die Tatwaffe war.
Die für Freitag angesetzten Plädoyers und die Anklageerhebung wurden auf den 10. September verschoben. Die Aussage von Z. enthält für Van Kuppeveld und den Anwalt von S., Nico Meijering, so viele neue Details, dass sie am nächsten Morgen nicht darauf reagieren können. "Z. hat die ganze Zeit über aus völlig unmöglichen Gründen geschwiegen. Er hätte schon viel früher eine Erklärung abgeben müssen. Ich möchte nicht, dass S. dadurch zum Kind der Rechnung wird", sagte Meijering.
Z.s Anwalt Serge Weening kannte die Aussage seines Mandanten bereits seit einiger Zeit. "Ich hätte nach der Schießerei zum Bahnhof gehen sollen, zurück nach Lüttich. Aber S. rief 'komm mit, denn die Polizei kommt'. Wie leid es mir tut, dass ich in dieses Auto gestiegen bin. Das war in Panik", sagte Z. vor Gericht.
Nach dem Mord holten die beiden ihre früheren Beifahrer ab und fuhren gemeinsam in Lahnsteins Volvo zurück nach Lüttich. In der Nähe des Hauses einer der Mitfahrerinnen fing der Volvo Feuer.