Zwei berüchtigte niederländische Syrer - beide stehen auf der nationalen Terrorliste - wurden offenbar von ihren Verwandten mit Zehntausenden von Euro finanziert.
Die Geldsummen wurden von Youssef El A. (32) aus Arnheim und Sulayman R. (27) aus Dordrecht überwiesen. Das Geld ging an ihre kämpfenden Dschihad-Brüder, den inzwischen verstorbenen Abdelkarim el A. bzw. den in Syrien lebenden Terrorismusverdächtigen Hatim R..
Die Empfänger des Geldes kämpften mit Jabhat al-Nusra und der Terrororganisation IS.
Das Duo muss sich morgen vor dem Rotterdamer Bezirksgericht wegen des Verdachts der Terrorismusfinanzierung verantworten. Ihnen drohen bis zu acht Jahre Gefängnis und eine Geldstrafe von 76.000 Euro.
"Mein Mandant Youssef El A. hat kein Geheimnis daraus gemacht, dass er Geld überwiesen hat. Das hat er auch gegenüber der Polizei angegeben. Aber Geld an einen Verwandten zu schicken, der sich in einem Gebiet aufhält, in dem gekämpft wird, bedeutet nicht zwangsläufig, dass man den Terrorismus finanziert", antwortete der Maastrichter Anwalt Serge Weening. "Mein Mandant hat keine Sekunde daran gedacht, dass er kriminell gehandelt hat, als er das Geld überwiesen hat".
Die Arnheimer Familie El A. steht seit Jahren unter der Lupe des Geheimdienstes AIVD. Drei Brüder aus dieser Familie wurden von der Justiz mit dem Dschihadismus in Verbindung gebracht.
Der Staatsanwaltschaft zufolge überwiesen die Verdächtigen das Geld über sogenannte Money Transfers an Mittelsmänner in der Türkei. Diese würden gegen einen bestimmten Prozentsatz des Betrags dafür sorgen, dass das Geld in Syrien landet. Üblich sind zehn Prozent des überwiesenen Geldes. Mehr Angehörige niederländischer Kämpfer schicken auf diese Weise Geld in das Konfliktgebiet, berichten sie De Telegraaf, aber formal ist das strafbar.
Solide Tat
Am 22. April, 5. Juli und 19. September letzten Jahres wurde Geld an Abdelkarim el A. in Aleppo überwiesen, insgesamt 7350 Euro. Abdelkarim A. war lange Zeit der berüchtigtste niederländische Dschihadist, nachdem er in einem Video zu einem "entschlossenen Vorgehen" gegen die Niederlande aufgerufen hatte. Seinen Videoaufruf machte er vor den Ruinen eines Gebäudes in Aleppo, in dem Kämpfer der Jabhat al-Nusra, darunter drei niederländische Kämpfer, bei einem westlichen Bombardement getötet worden waren. Aufgrund seiner Drohung durften niederländische Soldaten aus Angst vor Anschlägen nicht mehr in Uniform in öffentlichen Verkehrsmitteln reisen.
An Hatim R., der derzeit in Syrien kämpft, wurden von seinem kleinen Bruder Sulaymaan 16.937 Euro in neun sogenannten Money Transfers an Bekannte in der Türkei überwiesen. Die Beträge wurden über einen langen Zeitraum hinweg überwiesen. Laut der Vorladung erfolgte die erste Überweisung am 16. September 2013 und war gleich ein hoher Betrag: 4713 Euro. Die Überweisungen wurden sicherlich bis zum vergangenen Dezember fortgesetzt. Der höchste überwiesene Betrag belief sich auf fünftausend Euro. Nach Angaben der Justiz kam dieses Geld auch der Terrororganisation Islamischer Staat zugute.
Hatim R. ist einer der Verdächtigen in dem großen Terrorismusprozess "Context", der in diesen Wochen vor dem Gericht in Amsterdam läuft. Er verfolgt das Verfahren gegen ihn aus dem Kalifat in Syrien. Über Twitter äußert er sich abfällig über den Strafprozess.