Gerüchte seit Jahren

Der Beamte aus Stein, der am Dienstag von der nationalen Kriminalpolizei verhaftet wurde, wird der Korruption bei einem Projekt in Voerendaal verdächtigt. Der Mann war früher dort beschäftigt. Er wurde inhaftiert, ebenso wie fünf Limburger Kollegen.
Im Jahr 2006 kursierten in Voerendaal Gerüchte, dass mit der Ausschreibung für das 'Liveability Project' für den Ubachsberg-Kern etwas nicht in Ordnung sei. Angeblich gab es eine recht herzliche Beziehung zwischen dem Beamten David G. und dem Straßenbauunternehmen Janssen De Jong Infra, das den Zuschlag für das Projekt erhalten hatte. G., der in Belgien lebt und jetzt für die Gemeinde Stein arbeitet, ist einer von sechs Limburger Beamten, die am Dienstagmorgen wegen des Verdachts auf Korruption verhaftet wurden. Nachdem die belgische Polizei sein Haus durchsucht und an der Grenze einen Haftbefehl ausgestellt hatte, erwischte die nationale Kriminalpolizei den Beamten auf dem Parkplatz des Rathauses von Stein.

Stein hat G., der für die Verwaltung, öffentliche Räume und Unterkünfte zuständig ist, inzwischen vorübergehend suspendiert. Bürgermeister Anton Barske: "Wir wollen verhindern, dass er, wenn er später entlassen wird, einfach wieder ins Rathaus gehen kann. Zunächst möchte ich ein gutes Gespräch mit ihm führen." Die Beamtenschaft in Stein ist schockiert, so Barske. "Das ist kein gutes Aushängeschild für die öffentliche Verwaltung in Limburg", so der Bürgermeister.

G. war auch selbst einige Jahre lang in diesem Gremium tätig. Er war Ratsmitglied der CDA in Voerendaal, bevor er als Beamter zu dieser grünen Gemeinde kam. Er wurde Leiter der Verwaltungsabteilung. G. ist jetzt im Zusammenhang mit Korruption bei einem Projekt in Voerendaal festgenommen worden, so ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Der derzeit inhaftierte Mann spielte eine wichtige Rolle bei der Ausschreibung des Leefbaarheidsprojekts Ubachsberg. Das hatte 2006 in Voerendaal für viel Aufsehen gesorgt. Der Gemeinderat hatte 1,1 Millionen Euro für die Sanierung des Zentrums und der Durchgangsstraße in Ubachsberg zur Verfügung gestellt. Das erwies sich als zu wenig. Einer der Gründe: Entgegen der vorherrschenden Ausschreibungspolitik wählte der Kollege nicht den Bauunternehmer, der das billigste Angebot abgegeben hatte, sondern Janssen De Jong. Das kostete die mittellose Gemeinde zusätzliche 240.000 Euro. Die Wahl von Janssen De Jong war das Ergebnis eines völlig neuen Ausschreibungsverfahrens, über das der Gemeinderat - ebenfalls entgegen den Vorschriften - erst im Nachhinein informiert wurde. Vier Auftragnehmer durften Angebote auf der Grundlage eines Design & Construct-Modells abgeben, mit dem Voerendaal keinerlei Erfahrung hatte. Dabei wurde den Unternehmern viel Spielraum für ihre eigenen Pläne und Ideen eingeräumt. Bei der Bewertung der Angebote war nicht nur der Preis entscheidend.

"Ein subjektives und undurchsichtiges System"

Die privat ausgewählten Auftragnehmer konnten auch Punkte für die Präsentation ihres Projekts, seinen 'technischen Wert' und die gewährten 'Garantien' sammeln. Darüber hinaus vergab die von der Hochschule eingesetzte Jury auch Bonuspunkte. Zu der fünfköpfigen Jury gehörten zwei Mitarbeiter von Van Heukelom-Verbeek Landscape Architects, die eng in das gesamte Projekt eingebunden waren. Außerdem waren drei Beamte von Voerendaal selbst beteiligt. Einer dieser städtischen Angestellten wechselte später, wie aus gut unterrichteten Kreisen verlautete, die Laufbahn: Er wechselte zu Janssen De Jong. Aber auch David G., der Leiter der Verwaltungsabteilung, war Teil der Jury. Die Jury entschied sich schließlich einstimmig für Janssen De Jong, das in fast allen Bereichen mit 'ausgezeichnet' bewertet wurde. In der Lokalpolitik tobte vor allem die Ratsfraktion der Democraten Voerendaal vor Wut. Der derzeitige Fraktionsvorsitzende Patrick Leunissen sprach von einer "undurchsichtigen und subjektiven" Entscheidung, die zu der teuren Wahl von Janssen De Jong geführt habe. Auch wenn dieser Straßenbauer eine weitere Million Euro teurer gewesen sei, habe das Unternehmen aufgrund des verwendeten Systems die meisten Punkte erhalten.

Warum und auf wessen Initiative das College das Design & Construct-Modell wählte, blieb auch im Nachhinein eine Frage. Ob G. dabei eine führende Rolle spielte, ist unklar. Dass er in der Lage war, Einfluss zu nehmen, ist jedoch klar. In Voerendaal kursierte zumindest das hartnäckige Gerücht, dass G. nach der Ausschreibung von Janssen De Jong reichlich belohnt wurde. Voerendaals Bürgermeister Ed Sprokkel, der im Oktober 2008 sein Amt antrat, will jedenfalls nichts Böses wissen. "Die nationale Kriminalpolizei ist nicht hier gewesen, das Justizministerium hat mich nicht um Informationen gebeten. Was die ganze Ubachsberg-Ausschreibung angeht, so wurde die Angelegenheit nach Fragen des Rates und der Presse mit den damals beteiligten Beamten besprochen. Dabei stellte sich heraus, dass nichts passiert war, was nicht ans Tageslicht gekommen wäre. "Diese Schlussfolgerung wurde nie schriftlich festgehalten? "Das wurde mir mündlich mitgeteilt."

Janssen De Jong kann sich auch schon auf den nächsten Auftrag in Voerendaal freuen, kündigt Sprokkel an. Im April darf das Unternehmen das Gewerbegebiet Lindelaufer Gewande sanieren. Um welchen Betrag es dabei geht, will der Bürgermeister noch nicht verraten. "Das Kollegium muss dem erst zustimmen", sagte er.

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