MAASTRICHT - Eine neue Korruptionsaffäre in Limburg. Mehr als hundert Ermittler durchsuchten gestern 40 Orte, darunter vier Limburger Rathäuser und das Gouvernement, um die Bestechung durch eine Straßenbaufirma zu untersuchen. Insgesamt wurde jede Person verhaftet. Darunter sind sechs städtische Beamte (Maastricht, Stein, Nuth, Heerlen (2) und Sprijkenisse), ein Beamter der Provinz Limburg, drei Beamte des Bauunternehmens Janssen de Jong Infra BV und ein ehemaliger Manager dieses Unternehmens.
Die Beamten werden verdächtigt, ihr Amtsgeheimnis verletzt zu haben. Sie sollen der Baufirma geholfen haben, vertrauliche Informationen über Ausschreibungen zu erhalten. Bei den Razzien wurden etwa 100 Umzugskartons voller Dokumente beschlagnahmt und eine große Anzahl von Computerdateien für die Untersuchung kopiert. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft befanden sich darunter "eine große Anzahl von Dokumenten aus allen verdächtigen Projekten, an denen das Bauunternehmen in der Vergangenheit beteiligt war".
Mitarbeiter von Janssen de Jong Infra sollen Beamte mit Autos, Eintrittskarten für Sportspiele, Konzertkarten, Luxusreisen und exklusiven Abendessen bestochen haben. Im Gegenzug für die Geschenke erhielten sie Informationen über die Ausschreibung von Straßenbauarbeiten und Kanalisationsverbesserungen von Gemeinden und Provinzen, so der Verdacht der staatlichen Ermittlungsbehörde. Um welche Projekte es sich handelte, wurde nicht bekannt gegeben. Nicht nur die beteiligten Behörden wurden von den Ermittlern aufgesucht, auch die Wohnungen der verhafteten Beamten wurden durchsucht. Darüber hinaus führte die Landeskriminalpolizei Razzien in den Büros von Janssen de Jong Infra in Meerssen, Horst und Breda sowie in den Wohnungen zweier Mitarbeiter in Landgraaf durch.
Der Geschäftsführer des Unternehmens, Henk Cuppen, wollte sich gestern Abend nicht zu den Razzien und Anschuldigungen äußern. Die Anwälte der Verdächtigen lehnten gestern Abend eine Stellungnahme ab. Der Sprecher der nationalen Staatsanwaltschaft, Wim de Bruin, schließt weitere Verhaftungen nicht aus. Es gibt keine Hinweise darauf, dass auch Politiker in den Korruptionsskandal verwickelt sind. Die nationale Kriminalpolizei hat den Fall vor etwa anderthalb Jahren entdeckt, als sie in einem anderen Fall ermittelte. Die beteiligten Behörden reagierten mit Schock auf die Verhaftungen. Gouverneur Léon Frissen befürchtet, dass das Image der Provinz so oder so Schaden nehmen wird.