Der Roma-Ombudsmann Adolf P. aus Geleen erhält sechs Monate Gefängnis, weil er seinen Schwager überfahren hat. Versuchter Totschlag wurde vom Gericht nicht als erwiesen angesehen.
Am 23. Mai dieses Jahres fuhr der 39-jährige Adolf P. aus Geleen seinen Schwager aus der Tschechischen Republik auf dem Bürgersteig der Jos Klijnenlaan in seiner Heimatstadt an. Das war kein versuchter Totschlag, sondern versuchte schwere Körperverletzung, entschied das Gericht in Maastricht.
Niedriger als die Anforderung
P. erhielt eine 12-monatige Haftstrafe, von der die Hälfte zur Bewährung ausgesetzt wurde. Die fast vier Monate, die er bereits in Untersuchungshaft verbracht hat, werden davon abgezogen. Außerdem wird er ein Jahr lang kein Kraftfahrzeug führen dürfen. Die Justiz hatte 18 Monate Gefängnis für versuchten Totschlag gefordert, davon sechs auf Bewährung.
Roma-Ombudsmann
Adolf leitet eine Stiftung für bedürftige Roma in den Niederlanden. Er vermittelt ihnen Unterkunft, Arbeit und Bildung. Seine Stiftung Romafonds erhält Zuschüsse vom Staat. Er hat auch dem Bruder seiner Frau geholfen, einen Job bei McDonald's und ein Dach über dem Kopf zu bekommen. Der Tscheche forderte daraufhin ebenfalls Geld, weil er dachte, Adolf habe mit seiner Stiftung genug Mittel, erklärte seine Anwältin Sjanneke de Crom.
Bedroht
"Ab und zu werde ich wegen meiner eigenen Gutmütigkeit bedroht", erklärte Adolf vor vierzehn Tagen vor Gericht. Adolf hatte genug von den Drohungen und wollte dem Tschechen Angst einjagen, "ihn aber nicht schlagen". Dennoch erlitt der Mann schwere Prellungen, nachdem er von Adolfs Mercedes-Geländewagen seitlich gestreift wurde.
Panik und Hilflosigkeit
De Crom argumentiert, dass ihr Mandant aus Panik und Hilflosigkeit gehandelt hat und für einen tödlichen Zusammenstoß viel zu ruhig gefahren ist. Nach Ansicht des Gerichts kann die genaue Geschwindigkeit des Autos nicht bestimmt werden und damit auch nicht, ob Adolf in Betracht zog, dass sein Schwager den Zusammenstoß nicht überleben würde. "Dafür gibt es zu wenig Beweise", sagte die Gerichtssprecherin.
In der Klemme
Das Problem für Adolf wird sein, dass er für längere Zeit kein Auto mehr fahren darf. Das könnte seine Arbeit als Anwalt für die Roma-Gruppe behindern, erwartet De Crom. Das Opfer ist inzwischen in die Tschechische Republik zurückgekehrt.