Zwölf Verdächtige stehen morgen im großen Immobilienbetrugs- und Geldwäschefall Landlord vor Gericht. Mit dem in Kerkrade lebenden Joep J als unbestrittenem Hauptdarsteller.
"Der Fall gegen Joep J. ist von nationaler Bedeutung", sagte der VVD-Abgeordnete Fred Teeven dieser Zeitung vor zwei Jahren. Und die Ermittlungen, so der heutige Staatssekretär für Justiz, durften vor allem nicht ins Stocken geraten. Die Ermittlungen gegen Joep J.(60) sind der erste große Erfolg der - inzwischen landesweit kopierten - Operation 'Saubere Hände', die Ermittlungsdienste, Steuerbehörden und Gemeinden in Südlimburg vor einigen Jahren gestartet haben. Das Ziel: Die Unterwelt soll daran gehindert werden, die legale Oberwelt zu nutzen, um kriminelles Geld zu waschen, zum Beispiel durch Immobilienhandel. Am 16. Juni 2009 wurden die Ermittlungen gegen Joep J. - genannt Landlord - öffentlich bekannt. Zweihundert Ermittlungsbeamte durchsuchten 19 Immobilien, die fast alle J., seiner Frau und seinen drei Kindern gehörten. Im August 2009 wurde Landlord auch landesweit bekannt, nachdem die Justiz eine Megapfändung aller 134 Immobilien und Grundstücke der Familie J. mit einem Steuerwert von insgesamt 16 Millionen Euro angeordnet hatte.
J. baute sein Immobilienimperium zum Teil illegal auf, glauben Staatsanwaltschaft, Steuerbehörden und Ermittlungsdienste. Zwischen 1980 und 2009 kauften die J.s über 200 Immobilien. Viele davon bei Zwangsversteigerungen und nach Ansicht der Behörden oft zu viel zu niedrigen Preisen. Dies soll auf verbotene Preisabsprachen zurückzuführen sein. Das Finanzamt hatte der Familie zuvor einen Steuernachzahlungsbescheid über 6 Millionen Euro zugestellt und eine weitere derartige Maßnahme angekündigt. Fast drei Jahre nach der Razzia beginnt der Prozess: Von den ursprünglich 68 Verdächtigen werden morgen 12 vor Gericht stehen. Aufgrund des hohen Arbeitsaufkommens musste die Staatsanwaltschaft eine Auswahl treffen. Joep J. ist der absolute Hauptverdächtige. Er hat nach Angaben der Staatsanwaltschaft kriminelles Geld im Wert von 2,2 Millionen Euro gewaschen.
Joep J., Immobilienhändler aus Kerkrade, steht morgen vor Gericht
Unter anderem hätte er falsche (zu niedrige) Kaufpreise in notarielle Urkunden eintragen lassen. Mit kriminellem Geld gekaufte Gebäude wurden außerdem auf die Namen von Familienmitgliedern eingetragen, damit nicht erkennbar ist, wem sie wirklich gehören, so die Staatsanwaltschaft. J. soll Verkäufern von Immobilien versprochen haben, einen Teil des Kaufpreises in bar zu zahlen. Ein Versprechen, das er nicht gehalten hat. Dem Mann aus Kerkrade wird außerdem vorgeworfen, Steuerbetrug in Millionenhöhe begangen und falsche Mietverträge zur Erpressung eines Hypothekendarlehens verwendet zu haben. J.s Anwalt Theo Hiddema ist von der Vorladung nicht beeindruckt. "Die Beträge sind hoch, die Gedanken der Staatsanwaltschaft klein", sagte er. Die Anwälte Suzanne Kurvers und Justus Faber, die J.s Frau und eine Tochter unterstützen, sind sogar der Meinung, dass ihre Mandanten überhaupt nicht angeklagt werden sollten. Sie werden der Geldwäsche und der Hehlerei verdächtigt. "Es gab Immobilien auf ihren Namen, aber sie wussten nicht, dass sie damit etwas zu tun haben würden", teilen die Anwälte mit. Sie fechten die Vorladungen an. Zwei weitere Familienmitglieder und sieben weitere Beteiligte sollen morgen vor Gericht erscheinen.
Die Staatsanwaltschaft muss noch über die Strafverfolgung der anderen Verdächtigen entscheiden. Auch aus der Oberwelt. Wie ein Immobilienmakler aus Kerkrade, ein Immobilienehepaar aus Brunssum und der Notar J. van T. aus Kerkrade. Dies sollte ein klares Signal an Immobilienmakler, Anwälte, Banken und Notare sein: keine Zusammenarbeit bei Verbrechen. Darin liegt das "nationale Interesse", von dem Teeven sprach.