TILBURG, Donnerstag Für die Abteilung "Rein, ohne anzuklopfen" der nationalen Kriminalpolizei wird es langsam zur Routine. Gestern waren wieder schwer bewaffnete Polizeieinheiten bei einer Razzia in einem Clubhaus einer berüchtigten Motorradbande im Einsatz. Diesmal wurde die Basis der ursprünglich molukkischen Motorradgruppe Satudarah in Tilburg mit einem längeren Besuch beehrt.
Wie bei früheren Razzien gegen die Hells Angelá und den jüngsten Aktionen gegen Satudarah-Mitglieder in Breda und Arnheim überließen die Ermittler nichts dem Zufall. Sogar Feuerwehr, FIOD und die Armee waren involviert. Angels-Frontmann Unu hat es in einer kürzlich ausgestrahlten Fernsehsendung von Reporter über die Hells Angels und Satudarah auf den Punkt gebracht: Es herrscht Krieg mit der Polizei. In der Sendung schwor der Amsterdamer Präsident der An-Wels, dass von einem Konflikt oder Machtkampf mit den Satuda- .rah keine Rede sein kann. Das sind :yol laut Unu alles Erfindungen der Polizei. Unsere wirklichen -- Feinde sitzen in der Polizei, schien der Hells Angels-Präsident anzudeuten.
Die nationale Polizei scheint nun auf die Kriegserklärung von t zu reagieren. In kurzer Zeit wurden prominente Mitglieder der Hells Angels und der Satudarah in vier verschiedenen Polizeiaktionen verhaftet. Nach den Verhaftungen von Anführern in Amsterdam, Arnheim und Breda war nun der Tilburger Ortsverband der Satudarah an der Reihe. Dabei wird eine neue Taktik angewandt. Wie aus Kreisen der Staatsanwaltschaft verlautete, haben Polizei und Justiz den Versuch aufgegeben, die umstrittenen Mofor-Clubs als Ganzes als kriminelle Vereinigungen in die Liste der Verdächtigen aufzunehmen. Da frühere Versuche der Staatsanwaltschaft, die Hells Angels als verbotene Organisation zu bezeichnen, gescheitert sind, konzentrieren sich Polizei und Justiz nun auf einzelne Mitglieder der "verbotenen" Motorradbanden.
Die Ermittlungsbehörden sind seit einiger Zeit sehr besorgt über die Spannungen zwischen einigen Clubs und die kriminellen Aktivitäten bestimmter Mitglieder. Trotz einer "Charmeoffensive" der Hells Angels und Satudarah im vergangenen Sommer in Amsterdam hat die nationale Kriminalpolizei immer noch starke Hinweise auf einen Machtkampf zwischen den beiden Clubs. Dank der jüngsten Ermittlungen zeichnet die Kriminalpolizei auch ein immer deutlicheres Bild von den Aktivitäten der Satudarah, einem Club, der in den letzten zwei Jahren wie verrückt gewachsen ist. Mitglieder der Satudarah sollen in vielen Städten eine regelrechte Schreckensherrschaft ausüben und Gaststättenunternehmer bedrohen und erpressen. In Tilburg ist die Satudarah an unfreiwilligen
Freiwilliger Beitritt zu einem Sexclub und schwere Schläge, so der Verdacht der Staatsanwaltschaft. In einem aktuellen Polizeibericht beschreibt ein Opfer, wie er kürzlich von einigen Satudarah-Mitgliedern in das Clubhaus am Havendijk gerufen wurde. "Ich sah dort vier Personen, die Satudarah-Motorradkleidung trugen", erklärt das Opfer in seinem Bericht, der dieser Zeitung vorliegt. "Sie trugen schwarze Jacken mit dem Bild eines Indianers auf dem Rücken. Einer der Männer bat mich, eine Weile mit ihnen zu gehen. Plötzlich schlug mir einer von ihnen mindestens zehnmal mit der Faust auf den Kopf."
Das Opfer wird dann völlig verprügelt. "Ich war geistig verwirrt. Mit letzter Kraft habe ich mich auf meinen rechten Arm gestützt. In dem Moment, als ich halbwegs aufgestanden war, wollte ich schon weglaufen. Da war ich wirklich in Todesangst. In diesem Moment habe ich mir in die Hose geschissen. Ich habe mir damals vor Angst in die Hose gemacht", so das Opfer in seiner Anzeige bei der Polizei. Der Mann erlitt durch die Schläge bleibende Verletzungen.
Auch die zweite schwere Schlägerei mit einem Zufallsopfer im Café "De Buurvrouw" schreibt die Justiz Mitgliedern von Satudarah zu.
Fünf Mitglieder der Satudarah-Zweigstelle in Tilburg, wo schwer bewaffnete Polizeibeamte gestern eine Razzia im Motorradclubhaus durchführten.
Es scheint eine Taktik von Satudarah zu sein, in vielen Städten dank Einschüchterung und Drohungen schnell zu wachsen. Der Club will auf diese Weise auch an die lukrativen Türsteherdienste in beliebten Kneipen und Nachtclubs herankommen. Ein Modus Operandi, den die "Hells Angels" in der Vergangenheit erfolgreich angewandt haben. Die Bundeskriminalpolizei hält nun mit einer anderen Taktik dagegen, nämlich
die des Teilens und Eroberns. Der Ausgang der Schlacht ist noch ungewiss.